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INTERNATIONALE AUSSTELLUNG ENTWORFEN UND GESCHAFFEN
VON CARLO ACUTIS

Präsentation

DIE EUCHRISTISCHEN WUNDER: GRENZEN UND POSITIVE ASPEKTE

Zuerst präsentiere ich einige Grenzen, welche die eucharistischen Wunder betreffen, dann veranschauliche ich die positiven Aspekte, welche hervorzuheben sind.

1. Grenzen:

  • Unser Glaube basiert nicht auf den eucharistischen Wundern, sondern auf der Verkündigung von Christus dem Herrn, empfangen im Glauben dank des Wirkens des Heiligen Geistes. Wir glauben, weil wir an die Predigt glauben (siehe Gal 3,5): „Fides ex auditu, auditus autem per verbum Christi“ (Röm.10,17): „So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi“. „Glauben ist ein Akt des Intellekts, der mit Hilfe des von Gottes Gnaden entfachten Willens, seine Zustimmung der Göttlichen Wahrheit gibt“. (Hl. Thomas, Summa Theologiae, II-II, q.2, a.9, c)

    Unser Glaube in die Eucharistie hat als seinen Mittelpunkt Christus, welcher in seinen Predigten die Einsetzung der Eucharistie vorausgesagt hatte und diese dann am Gründonnerstag, indem er das Abendmahl mit seinen Jüngern feierte, eingeführt hat.

    Von da an hat die Kirche immer, treu dem Gottesgebot:  „solches tut zu meinem Gedächtnis“ (1 Kor 11.24), mit andächtigem Glauben die Eucharistie gefeiert, vor allem am Sonntag, dem Tag der Auferstehung Jesus und wird es tun, „bis dass er kommt“. (1 Kor 11,26)
  • Für den Gläubigen gibt es keine Pflicht, an die eucharistischen Wunder zu glauben. Auch wenn diese öffentlich von der Kirche anerkannt worden sind, ist er nicht dazu verpflichtet, an diese  Privatoffenbarungen zu glauben. Jeder Gläubige kann frei darüber entscheiden, wie er diese Ereignisse sehen will.
  • Doch im Prinzip sollte der Gläubige nicht ausschließen, dass Gott in jedem Moment oder an jedem Ort, durch jeden Menschen oder jedes Ereignis in außergewöhnlicher Weise eingreifen kann. Die Schwierigkeit ist, zu erkennen, ob in jenem spezifischen Fall ein authentischer, außergewöhnlicher Eingriff Gottes stattgefunden hat.
  • Die Vorsicht der Kirche gegenüber solchen außergewöhnlichen Geschehnissen (wie bei den eucharistischen Wundern) ist vollkommen berechtigt, da man folgende Risiken berücksichtigen muss:
    • Die Annahme, Gott hätte bei der Einsetzung der Eucharistie vergessen, uns etwas mitzuteilen
    • Die Minderung der Wichtigkeit der sonntäglichen Eucharistie
    • Die Überbewertung des Aspektes des Wunders, welche die Abwertung des Alltags des Gläubigen und der Kirche zur Folge hat
    • Leichtgläubigkeit gegenüber Suggestionen, Schwindel,…

Die eventuelle kirchliche Anerkennung eines eucharistischen Wunders benötigt folgende Elemente:

  • Die betreffende Botschaft enthält nichts, was dem Glauben oder Anstand widerspricht
  • Die Bekanntmachung wird gestattet
  • Den Gläubigen wird gestattet, sich in kluger Weise der Botschaft zu nähern und ihr zuzustimmen

Auch wenn niemand verpflichtet ist, an sie zu glauben, sollte ein Gläubiger gegenüber jenen eucharistischen Wundern Respekt zeigen, deren Glaubwürdigkeit von der Kirche anerkannt wurden


2) Positive Aspekte:

Die eucharistischen Wunder können eine nützliche und fruchtbringende Hilfe für unseren Glauben sein. Zum Beispiel:

  • Sie können uns helfen, weiter als das Wahrnehmbare zu gehen und die Existenz jenseits des von uns Wahrnehmbaren zu erkennen.

Das eucharistische Wunder ist als eine außergewöhnliche Tatsache anerkannt, genau deshalb findet es keine wissenschaftliche Erklärung, es geht über das menschliche Begreifen heraus. Der Mensch wird dazu angehalten, weiter als das von ihm Wahrnehmbare zu gehen. Er sollte erkennen, dass es Etwas gibt, was menschlich und wissenschaftlich nicht erklärbar ist.

  • Mit den eucharistischen Wundern bietet sich die Gelegenheit, während der Katechese von der öffentlichen Offenbarung zu sprechen und von deren Wichtigkeit für die Kirche und das Christentum.

Die eucharistischen Wunder beziehen sich auf außergewöhnliche Begebenheiten, welche sich nach der Einsetzung der Eucharistie von Christus zugetragen haben, nach dem Ende des Neuen Testaments, d.h. nach der öffentlichen Offenbarung.

 

Was ist die öffentliche Offenbarung?

Die öffentliche Offenbarung ist:

  • stufenweise von Gott getätigt, von Abraham, über die Propheten, bis zu Jesus Christus
  • bezeugt in beiden Teilen der Bibel: Altes und Neues Testament
  • nicht nur graduell, sondern wesentlich verschieden von den sogenannten Privatoffenbarungen
  • vollendet mit Christus im Neuen Testament, an welches sich die Kirche gebunden sieht

Warum ist die öffentliche Offenbarung mit Christus abgeschlossen?

Weil Christus die Fülle und der Mittler der Offenbarung ist.

„Er, der zu Mensch gewordene, eingeborene Sohn Gottes ist das vollkommene und endgültige Wort des Vaters. Mit der Sendung des Sohnes und der Gabe des Geistes ist die Offenbarung vollendet, auch wenn die Kirche im Laufe der Jahrhunderte noch deren gesamte Tragweite erfassen und ausschöpfen muss“. (Kompendium, Nr.9)

„Gott, welcher in der Vorzeit schon mehrere Male und in verschiedener Weise durch die Propheten mit den Vätern gesprochen hat, sprach in neuster Zeit durch den Sohn mit uns“. ( Hebr 1,1-2)

Christus, der zu Mensch gewordene Sohn Gottes, ist das einzige, vollkommene und endgültige Wort des Vaters, der uns mit ihm alles gibt und sagt. Es wird kein anderes Wort geben als dieses.

„Da Gott uns seinen Sohn schenkte, welcher sein vollkommenes und endgültiges Wort ist, hat Gott uns schon alles in einem Mal mit Seinem Wort gesagt und mehr hat er nicht zu sagen“. (Hl. Johannes vom Kreuz)

„Die christliche Heilsordnung ist definitiv, da sie der neue und endgültige Bund ist. Daher ist keine neue öffentliche Offenbarung zu erwarten vor der Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus in Herrlichkeit“. (Zweite Vatikanische Konzil, Dogm. Kost. Dei Verbum, 4)


Welche Konsequenzen hat dies für die öffentliche Offenbarung?

Hier einige:

  • Der Glaube an den Christengott basiert auf dem Fundament der Heiligen Schrift und es sind nicht die später einzelnen Gläubigen zuteil gewordenen Botschaften ausschlaggebend.
  • Wir brauchen keine neue Offenbarung zu erwarten, außer der glorienreichen Wiederkehr von Christus, welcher „den neuen Himmel und die neue Welt“ einleiten wird (2 Petr 3,13), um Gott Vater zu ermöglichen  „Alles in Allem“ zu sein. (1Khor 15,28).
  • Die Kirche ist gebunden an das einzigartige Geschehnis der Heiligen Geschichte und an das Wort der Bibel. Ihre Aufgabe besteht darin, die Öffentliche Offenbarung zu garantieren, zu interpretieren, ihre Bedeutung tiefer zu erforschen und sie zu bezeugen. Dies findet dank des besonderen Beistands des Heiligen Geistes statt, welcher die Kirche führt und sie den Schatz, der Christus ist, immer besser begreifen lässt.
  • Die öffentliche Offenbarung bedarf unseres Glaubens: „denn so, durch menschliche Worte, durch Vermittlung der lebenden Gemeinde der Kirche spricht Gott zu Menschen jeder Rasse, Sprache, Nation, Zeit und Ort. Der Glauben an Gott und sein Wort unterscheidet sich von jeglichem anderen Glauben oder Überzeugungen. Die Gewissheit, dass Gott spricht, gibt mir die Sicherheit die Wahrheit zu erfahren, so kann ich eine Gewissheit mein nennen, die in keiner menschlichen Form von Erkenntnis vorkommen kann. Dies ist die Gewissheit, auf welche ich mein Leben baue und der ich im Sterben traue“. (Kongregation für den Glauben, die Botschaft von Fatima, S.34).
  • Auch wenn die öffentliche Offenbarung abgeschlossen ist, ist sie jedoch nicht vollkommen ausgeschöpft, es ist an dem christlichen Glauben, sie besser kennenzulernen, sie zu vertiefen, sie fortwährend zu leben und sie allen Menschen mit Mut und Treue zu beweisen. So wird man schrittweise ihre gesamte Tragweite im Laufe der Jahrhunderte erfassen können.
  • Die eucharistischen Wunder können helfen, den Glauben, welcher als Mittelpunkt Christus und den eucharistischen Christus hat, besser zu verstehen und ihn zu leben: diese sind wirklich nützlich, wenn sie streng auf Jesus ausgerichtet bleiben und nicht autonom werden. Sie können in Gläubigen und Nichtgläubigen den Glauben stärken. Sie sind so eine Hilfe, wenn sie zur von Christus eingesetzten Eucharistie, welche in der sonntäglichen Messe gefeiert wird, führen. Die Wunder müssen dem Glauben dienlich sein. Sie dürfen nichts der einzigartigen, vollendeten Gabe des Eucharistie-Christus hinzufügen, doch können sie ein bescheidener Hinweis, manchmal eine Festigung, Vertiefung oder eine Hilfe werden, welche uns angeboten wird, jedoch nicht verpflichtend ist.
  • Die eucharistischen Wunder können einladen, dazu bringen, die Eucharistie zu begreifen und zu lieben.

Sie können den Menschen helfen, die Schönheit und den Reichtum der Eucharistie wiederzuentdecken, wie das im Juni veröffentlichte und von Papst Benedikt XVI genehmigte Kompendium des Katechismus der katholischen Kirche sagt:

„Die Eucharistie ist Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens. In der Eucharistie gipfelt das heiligende Handeln Gottes uns gegenüber und unsere Verehrung ihm gegenüber. Die Eucharistie enthält das gesamte geistliche Gut der Kirche: Christus selber, unser Osterlamm. Die Teilnahme am göttlichen Leben und die Einheit des Volkes Gottes werden durch die Eucharistie bewirkt und bezeichnet. Durch die Eucharistiefeier einigen wir uns schon jetzt mit der himmlischen Liturgie und nehmen das ewige Leben vorweg.“ (Nr.274)

  • Man muss niemals vergessen oder verschweigen, dass die Eucharistie das wahre alltägliche und unerschöpfliche Wunder ist:
    • Die Eucharistie ist ein Sakrament: die Sakramente sind sinnlich wahrnehmbare und wirksame Zeichen der Gnade, von Christus eingesetzt und der Kirche anvertraut. Durch sie wird das göttliche Leben gespendet. (...) Die Sakramente wirken ex opere operato („aufgrund der vollzogenen sakramentalen Handlung“), denn Christus ist in ihnen am Werk und vermittelt die Gnade, die sie bezeichnen, unabhängig von der persönlichen Heiligkeit des Spenders. (Kompendium des KKK, Nr.224 /229)
       
    • Die Eucharistie ist das vollkommene Sonntagssakrament: es muss betont werden, dass das verbreitetste und für alle zugängliche Wunder jenes ist, welches sich in unseren Kirchen bei jeder Gottesdienstfeier ereignet.

„Die Eucharistie ist das Opfer des Leibes und Blutes Christi. Der Herr Jesus hat die Eucharistie eingesetzt, damit das Opfer des Kreuzes durch die Zeit hindurch, bis zu seiner Wiederkunft fortdauere. So hat er seiner Kirche das Gedächtnis seines Todes und seiner Auferstehung anvertraut. Die Eucharistie ist das Zeichen der Einheit, das Band der Liebe, das österliche Mahl, in dem Christus genossen, das Herz mit Gnade erfüllt und das Unterpfand des ewigen Lebens gegeben wird“. (Kompendium 271)

„Es ist wirklich so, dass das wichtigste und überwältigendste Wunder jenes ist, das jedes Mal stattfindet, während wir die Eucharistie feiern, in welcher Jesus auf einzigartige und unvergleichliche Weise gegenwärtig ist. Er ist gegenwärtig in wirklicher, tatsächlicher und substantieller Weise: mit seinem Leib und seinem Blut, mit seiner Seele und seiner Gottheit. In der Eucharistie ist also der ganze Christus, Gott und Mensch, auf sakramentale Weise gegenwärtig, das heißt, unter den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein ist Christus ein Ganzes: Gott und Mensch“. (Kompendium 282) Durch diese Gegenwärtigkeit und Aktualisierung seines Opfers am Kreuz macht Er sich mit seinem Leib und Blut zu unserem Brot und Trunk, uns mit Ihm und unter uns vereinigend. So wird Er unsere Ermutigung und Wegzehrung während unserer irdischen Wallfahrt zum ewigen Vaterland.

Wir sind gerufen, dieses mysteriöse vollkommene Wunder vor allem Sonntags zu feiern, in der kirchlichen Gemeinde, indem wir das einzige Brot brechen, das - wie der Hl. Ignatius von Antiochien sagt- „Medizin für die Unsterblichkeit ist, ein Gegenmittel um nicht zu sterben, aber um in Jesus Christus für immer zu leben“.

  • Es ist angebracht, auch die Wallfahrtsorte der von der Kirche anerkannten eucharistischen Wunder als Orte der liturgischen Feier (besonders jener des Sakramentes der Versöhnung), Orte des Gebetes und eucharistischer Spiritualität, Orte der Katechese und der Barmherzlichkeitsverwirklichung hervorzuheben.
  • Die eucharistischen Wunder zeigen und verwirklichen ihre Beziehung mit der Volksfrömmigkeit.

    Sie kommen meist aus der Volksfrömmigkeit und wirken auf sie zurück, geben ihr neue Impulse und eröffnen neue Formen. Dies schließt nicht aus, dass sie auch in die Liturgie selbst hineinwirken, wie etwa das Fronleichnamfest zeigt. Die Liturgie ist das Maß, sie ist der direkt aus dem Evangelium genährte Lebensausdruck der Kirche im Ganzen.

 


S.E. Rev. ma Mons Raffaello Martinelli
Leiter der Abteilung für Katechese der Kongregation für die Glaubenslehre